Die Sternenklause
war eine Nachtkneipe in der Wilhelmstraße 1a an der Ecke Auf den Häfen. Nach über 50 Jahren wurde am Samstag dem 12.9. 2015 diese historische Gaststätte für einen Spätsommerabend wieder zum Leben erweckt. Wenige Meter entfernt von dem historischen Ort wurden Teile des Schankraumes der Sternenklause rekonstruiert. Die Rückseite des Tresens bildete eine Projektionswand auf der historische Fotos des ehemaligen Rembertiviertels gezeigt wurden. Zeitzeugen hatten die Gelegenheit von ihren Erinnerungen an das historische Rembertiviertel zu erzählen und ehemalige Stammgäste die Möglichkeit sich nach vielen Jahren wiederzusehen. Fotos des Abends finden sich hier, Zeitungsartikel hier, hier, hier und hier (mit freundlicher Genehmigung der Autoren Christian Hasemann, Detlev Scheil, Nina Seegers und des Fotografen Walter Gerbracht).

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Rekonstruktion des Schankraums der Sternenklause am 12.9.2015, Quelle: M2C

Der Sternenklausenabend war eine Kooperation mit der ZwischenZeitZentrale und dem PS2 Projekt von M2C Institut und Hochschule Bremen, unterstützt durch den Beirat Mitte und dem Senator für Kultur.

Besten Dank: KUBO, Lanthan, Weinhandel im Fedelhören, RGB Netzwerk Digitale Medien & versch. Einzelpersonen.

„Der Wirt der „Sternenklause“ war Karl Bliemeister, genannt „Karlchen“, er war Seemann und Lebenskünstler. Die Gäste waren wie eine große Familie. Es wurde nur nach „Nasenfaktor“ eingelassen – und rausgeschmissen. Geöffnet und geschlossen wurde variabel nach Laune. Es verkehrten dort Rechtsanwälte, Doktoren und auch dubiose Existenzen. Der Schankraum war sehr klein, sodass sich viel in der Küche abspielte: z. B. Tischfußball, Kartenspielen etc. Sehr früh hatte Karlchen einen Fernseher, sodass auch hier einige dem Programm lauschten. Im Ausschank war Haake Beck Pils und viel Wodka. Kurz nach dem Abrissbescheid wurde eine neue Bleibe im Fedelhören 7 eröffnet, dieses Lokal nannte sich „Klause 38“ und war im Keller. Privat wohnte Karlchen in der Meinkenstraße (Haus wurde auch abgerissen). Er fuhr einen Borgward Isabella Coupe in weiß mit roten Polstern. Mit seiner sonoren Stimme war er schon ein „Original“ im Viertel. In den späten 60er Jahren ist er nach Worpswede verzogen. Ich war zu seiner Zeit in Süd-Afrika, und wo er jetzt ist, kann ich nicht sagen. Gesehen habe ich ihn noch einmal in den 70er Jahren auf einem Bauernhof meiner Verwandtschaft in Worpswede als Milchprüfer.“

Günter Lindemann, 18.11.2013

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Karl Bliemeister 1961, bei einem Urlaub in Dänemark, Quelle: Walter Gerbracht

„Da die Abende in der Sternenklause oft länger waren und Karlchen dann auf dem Sofa im Nebenraum schlief, hat er sich dann auch des Öfteren etwas zum Essen in die Pfanne gehauen. Eines vormittags drang aus der Sternenklause erheblicher Qualm, was von der Nachbarschaft bemerkt wurde und zur Information der Feuerwehr führte. Die kam mit Löschfahrzeug und Blaulicht angebraust und konnte nach einigen Versuchen ins Haus gelangen und Karlchen wecken, der sich während er die Bratpfanne auf dem Herd stehen hatte, noch etwas hingelgt hatte und dabei eingeschlafen war. Nachdem der Qualm abgezogen und die Pfanne entsorgt war, konnte die Wehr wieder beruhigt abrücken und Karlchen brauchte eine neue Pfanne bzw. Topf, da das Essen völlig verkohlt war.
Eine weitere Story drehte sich um sein Borgward-Isabella Coupé! Er hatte für den Wagen irgendwann einmal einen zweiten Motorblock ergattert, den er kurioserweise in besagtem Nebenraum mit dem Sofa gelagert hatte. Da es wie schon gesagt oft hoch herging und mancher nach einer Fete nicht mehr den Heimweg antreten wollte oder konnte, wurde auch schon mal bei ihm übernachtet. Nach einer solchen Nacht berichtete er mir am folgenden Abend sehr empört, daß einer seiner Gäste statt den Weg zum Wc zu suchen einfach in einen offenen Zylinder des Borgwardmotors gepinkelt hatte. Wenn ich mich richtig erinnere, hat er den oder die Täter/in niemals ermitteln können.
Eine ebenso schöne Story ergab sich, als einer seiner Stammkunden, der einen Citroen 2 CV (Ente) fuhr, eines Tages fast seine eigenen Räder gekauft hätte! Passiert war Folgendes; er hatte seinen Wagen (wie wir damals fast alle), in einer Bauruine vis á vis geparkt und es sich bei Karlchen gemütlich gemacht! Irgendwann zu später Stunde erschien ein anderer Gast mit einem Komplettrad für einen 2 CV und bot dieses sowie weitere Räder zum Verkauf an. Unser Stammgast war sofort von dem Angebot angetan und wurde mit dem Verkäufer handelseinig, mußte aber dann bei der Rückkehr zu seinem Fahrzeug feststellen, daß die Räder davon abgebaut waren und man ihm seine eigene Bereifung angeboten hatte! Er hatte Glück im Unglück: Es handelte sich um einen Scherz, der heute sicherlich gut in die Fernsehsendung: Verstehen Sie Spass? passen würde.

Walter Gerbracht, 26.09.2015

…die frühere Sternenklause habe ich leider nicht mehr kennengelernt. Aber die Beschreibung des Wirtes „Karlchen“ kommt mir bekannt vor. Im Fedelhören 7, dort wo heute der Teppichladen ist war früher ein Hotel. Im Keller dieses Hotels gab es eine Kneipe. Der Wirt hieß ebenfalls Karlchen und war auch sehr speziell. Fremde wurden grundsätzlich nicht bedient, es sei denn, sie kamen in Begleitung eines Stammgastes.

Jürgen Blohm, 15.10.2015

Jedenfalls kann ich mich gut an die Kellerkneipe mit Karlchen erinnern, an ein Hotel jedoch nicht. Wir waren zusammen ein paar mal dort. Des erste Mal hat er uns nach einer halben Stunde gefragt was wir denn eigentlich wollten. Er war nicht hinterm Tresen sondern zechte mit irgentwelchen Leutem am einem Tisch. Und ausserdem eine Frechheit ihn zu belästigen. Wenn wir wir so stur sind und tatsächlich was wollten müssten wir uns den Saft schon selber holen. Als wir bezahlen wollten “ Lech mal da hinten auf´n Tresen”. Einmal waren wir mit dem Rainer oder Rheinhard, oder wie er heisst, dort. (Kann mich nie an seinen Namen erinnern, nur, dass er nie ins Glas gespuckt hat) Jedenfalls wurden wir wie üblich nicht bedient. “ Reiner” hat sich fürchterlich aufgeregt und konnte sich den Abend nicht mehr beruhigen. Sowas wie Karlchen ist einmalig und ich glaube in der heutigen Zeit nicht mehr möglich weil Google via Smartphone und integriertem Alkohol Level Pointer sofort eine Warnung gibt. Wenn mann sich nicht sofort im “Timelevel” Zeit kauft wird das Smartphone ausgeschaltet und dann ist man im Arsch.

Ecki, Finnland, 19.10.2015

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Grundriss Sternenklause, G. Lindemann
Der historische Orte der Sternenklause.

Hier noch Rekonstruktionen des Gebäudes von Kooperationspartner Dr. Carl Skelton, Brooklyn Experimental Media Center (BxmC) at New York University:

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Entwurf: Dr. Carl Skelton, Brooklyn Experimental Media Center (BxmC) at New York University, Grotham Innovation Greenhouse New York. Quelle: betaville.net
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Entwurf: Dr. Carl Skelton, Brooklyn Experimental Media Center (BxmC) at New York University, Grotham Innovation Greenhouse New York. Quelle: betaville.net